Nuevo Curso: Arbeiterräte in Iran; ist eine Revolution im Gange?

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Der Arbeiterrat von Haft Tapeh

Spanisches Orginal: Soviets en Irán: ¿Hay una revolución en marcha?

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Wir verfolgen den wachsenden Klassenkampfes im Iran seit letztem Dezember. [In Arbeiterstimmen sind davon übersetzt: Die Arbeiterklasse entwacht… und Warum läuft die Bewegung…]. Ende letzten Jahres breitete sich eine Welle von Massenstreiks über die Grenze des irakischen Kurdistans aus, um die gesamten Arbeiter im Iran zu mobilisieren. Die Arbeiter gingen auf die Straße, und vor allem gingen sie unter ihrer eigenen Führung und unterwarfen sich nicht der Kleinbourgeoisie des Basars und der Universität, die die Bewegung ablehnte. Dieser Massen- und Klassencharakter der Bewegung verhinderte eine weit verbreitete Repression und stoppte vorübergehend den Kurs zur Verschärfung des Krieges im Nahen Osten. Es erschreckte die herrschenden Klassen so sehr, daß, als die Protestmobilisierungen in Jordanien begannen, alle Kräfte sich zusammenschlossen, um Milliarden hinein zu pumpen und die Bewegung zu stoppen, bevor sie eine ähnliche Reife wie im Iran erreichte.

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Der iranische Massenstreik fand jedoch aufgrund seiner eigenen Schwächen ein abruptes Ende. Wie schon kurz darauf in Tunesien verhinderte das Fehlen einer massiven Organisation von Arbeiterversammlungen und -Räten, daß die Bewegung eskalierte und in ihren Ambitionen weiter ging. Da die Kapazität fehlte, sich als Doppelmacht zu organisieren, hörten die Mobilisierungen plötzlich auf.

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Die Kraft der anfänglichen Bewegung zeigte sich später in der Unfähigkeit des Regimes, „Anstifter“ zu finden, um sie zu vernichten. Die anschließende brutale Repression, die wie immer Tausende von Arbeitern betraf, gelang es nicht, eine Bewegung zu „enthaupten“, die nicht von einzelnen Führern abhängig war. Das Regime nutzte dann den Bruch des Atomabkommens durch die USA, um eine vernichtende Kampagne patriotischer Propaganda zu starten. Aber der Nationalismus war bereits vom ersten Moment an durch die Kämpfe in Frage gestellt worden, weil es unmöglich ist, dies nicht zu tun, wenn man den Kurs in Richtung Krieg ändern will. Und im Mai berichteten wir über die Chronik eines iranischen Kameraden von der IKT (Internationale Kommunistische Tendenz), von ein neues Erwachen der Kämpfe, die sich nicht nur dem offiziellen Diskurs, sondern auch den nationalistischen und demokratischen Parolen der klandestinen linken Opposition (den Mudschahedin) direkt gegenüber sehen.

UND JETZT…..

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In den letzten Wochen haben Nachrichten und Videos über die Kämpfe der Arbeiter der Zuckerrohrfabrik in Haft Tapeh im Südosten des Iran die sozialen Netzwerke gefüllt.

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Ismail Bakhshi’s Rede vor dem Arbeiterrat von Haft Tapeh

[Video youtube mit der Rede Ismail Bakhshis zum Arbeitersrrat von Haft Tapeh]

Dank des gleichen iranischen IKT-Genossen, den wir im Mai übersetzt haben, wissen wir, daß es sich bei dem Sprecher um einen Arbeiterdelegierten namens Ismail Bakhshi handelt, der vor der Versammlung spricht:

„…. Wir müssen ein paar Worte sagen, bevor wir mit den Aufgaben unseres Sowjets beginnen, denn dieses Treffen ist dafür gedacht. Wir sind heute dazu gekommen, selbst zu entscheiden, was der Arbeiterrat bedeutet. Wir entscheiden für uns selbst und treffen Entscheidungen und handeln für uns selbst. Wir arbeiten für unsere Zukunft und unser Schicksal. Heute sind wir zusammengekommen, um zu sehen, was die Bedeutung des unabhängigen Arbeiterrats ist, über den wir noch sprechen werden. Es bedeutet uns zu treffen, nichts mit jemand anderem zu tun zu haben. Wenn Ihr euere Hoffnungen auf staatliche Beihilfen gesetzt haben, wenn euere Hoffnungen auf den Privatsektor gerichtet sind, weiß ich es nicht, aber wenn ihr erwartet, daß jemand anderes kommt und uns rettet, dann möchte ich euch beruhigen. Es wird das Gleiche sein, es wird wieder die gleiche Suppe und aus demselben Kessel sein.[….] Unsere Alternative ist ein Sowjet, eine kollektive Organisation. Wir sind nicht auf den Individuen fokussiert und wir wollen keinen Individualismus. Individualisten, Nationalisten, Rassisten und Reaktionäre schließen sich uns nicht an. Unsere Alternative ist ein Arbeiter-Sowjet; wir werden gemeinsam für uns selbst entscheiden, wir werden Forderungen von unten stellen – genug ist genug! Wir brauchen Solidarität und Einheit. Es ist nichts falsch daran, anderer Meinung zu sein, überhaupt nicht. Jetzt sind wir versammelt. Wir wollen zusammenarbeiten und unsere Gedanken zusammenbringen, um einen Weg nach vorne zu finden und zu einem Ergebnis zu kommen.“

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Wir erleben die Bildung der ersten Arbeiterräte, den Übergang von der unabhängigen Organisation eines Streiks zur Organisation einer parallelen und alternativen Macht der Arbeiter. Der qualitative Sprung, der, wenn er verlängert würde, den Schritt zu einer revolutionären Situation markieren würde. Wie der iranische Genosse von der IKT in seinem Artikel betont:

“… möchten wir kurz die beiden anderen Stärken der Massenkundgebung und die Demonstrationen hervorheben, die einige Tage später vor dem Hauptquartier des Stadtrates stattfanden. An diese Demonstrationen nahmen auch andere Arbeiter und ihre Familien in der Stadt Shush teil. Sie riefen auf zur Solidarität und Einheit mit anderen Arbeitsplätzen und Städten mit ähnlichen Problemen. Insbesondere mit dem aktuellen Konflikt und Streik in der Stahlfabrik Foolad in der nahegelegenen Stadt Ahvaz. Der Slogan ‘Lang lebe die Einheit von Foolad und Haft Tapeh’ durchbrach die Grenzen, die die Einheit der Klasse und ihre Solidarität verhinderten. Dies wurde von den Foolad-Arbeitern gut aufgenommen, und am nächsten Tag antworteten sie mit den gleichen Slogans in ihrer Demonstration.” [The Crisis and the Rise of Workers’ Militancy in Iran]

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Was wir sehen, ist die Entwicklung des Zentralismus, wie der sich in einem Klassenkampf ausdrückt. Wir sehen, daß sich das Proletariat als eine universelle politische Klasse konstituiert, die für universelle Bedürfnisse kämpft und alle in den Kampf einbezieht, indem sie alle Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung nicht durch Ideologie, sondern durch ihre eigene Wesensart [als Arbeiterklasse; Übers.] konfrontiert, nicht weil sich Individuen und ihre „Identitäten“ ändern, sondern weil es eine Notwendigkeit des Kampfes zur Verteidigung ihrer Einheit ist. Es ist der Kampf der Klasse als solcher und nicht der „kulturelle Wandel“ oder feministischer Interklassismus, der bereits im Laufe der Kämpfe die Situation der arbeitenden Frauen verändert.

[Video youtube mit die Rede einer Arbeiterin]

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Was wir im Iran sehen, ist die Bestätigung einer vorrevolutionären Situation, in der ein Staat und eine nationales Kapital, die mit all ihren Kräften auf den imperialistischen Krieg ausgerichtet sind, vom Jemen bis zum Libanon und Gaza, und ein Proletariat, das angesichts der zerstörerischen Bedürfnisse des nationalen Kapitals die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse, das Leben, die Existenzgrundlage und die Zukunft der Menschheit bekräftigt, zusammenstoßen. Es ist ein erstes Beispiel davon, was die einzige Lösung ist des historischen Dilemmas, zu das uns der sterbende Kapitalismus geführt hat: Krieg, Tod und Elend oder revolutionäre Transformation der gesellschaftlichen Grundlagen.

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Arbeiterproteste in diesem Monat in Teheran, die streikende Busfahrer unterstützen

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Was sich auch abzeichnet und was wir in Haft Tapeh sehen, zum Beispiel im obigen Video, ist die Rolle der wenigen Arbeiter, die in der Lage sind, Lehren aus der Vergangenheit, aus den Siegen und Niederlagen der Klasse zu ziehen. Sie sind der Kern von etwas Grundlegendem, um vorankommen zu können: eine Klassenpartei. Im Moment sind es nur relativ isolierte Samen. Aber diese Isolation, irgendwann als Resultat von den Umständen zu durchbrechen, ist keine Verantwortung, die ausschließlich auf sie zukommt. Die Entwicklung des Klassenkampfes wird zu nichts führen, wenn er auf nationaler Ebene bleibt. Es liegt an uns, überall auf der Welt, uns vorzubereiten und das Werkzeug zu bauen, das es uns ermöglichen wird, der Situation gewachsen zu sein: uns selbst zu organisieren, zu lernen und zu intervenieren, um diese Isolation zu durchbrechen und die jetzt weltweit ausbrechenden Kämpfe auszuweiten, um die Verallgemeinerung des imperialistischen Krieges in eine Weltrevolution zu verwandeln.

Nuevo Curso, 23-11-2018

Übersetzung: FC

 

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